Moser fordert mehr Eigenverantwortung für Pflegekräfte
„In mobiler Pflege bleibt oft das Menschliche auf der Strecke“
„In mobiler Pflege bleibt oft das Menschliche auf der Strecke“
Wien (epdÖ) – „Die Frage in der mobilen Pflege ist manchmal: ‚Darf ich 46 oder 48 Minuten bei einer Klientin bleiben?‘ Da bleibt das Menschliche auf der Strecke.“ Für mehr Freiraum und den Abbau von Bürokratie hat sich die Direktorin der Diakonie Österreich, Maria Katharina Moser, am Samstag, 9. Februar, im Ö1-Mittagsjournal ausgesprochen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege seien „total eingetaktet“, hätten viele Leistungs- und Anforderunskataloge, die sie abarbeiten müssten. In diesem Zusammenhang plädierte Moser für mehr Eigenverantwortung der Pflegekräfte.
Großer Personalmangel befürchtet
Für die nächsten Jahre erwartet Moser einen großen Personalmangel im Pflegebereich. Befürchtet werde eine Lücke von mehreren tausend Arbeitskräften, „aber wir wissen es noch nicht genau, weil es dazu noch keine verlässlichen Studien gibt.“ Jedenfalls sehe sie hier großen Handlungsbedarf und erwarte sich viel von der angekündigten Pflegereform der Bundesregierung. Dennoch kritisiert sie den Fokus der Reform auf Angehörige: „Es ist gut und wichtig, die Angehörigen zu stärken, die Maßnahmen die da genannt werden sind auf den ersten Blick auch richtig.“ Gleichzeitig müsse man sehen: „Wir haben eine knappe Million Menschen, die in der Pflege als Angehörige tätig sind, und die Hälfte davon ist über 60.“ Was es dringend brauche sei „professionelle Unterstützung für die pflegenden Angehörigen“.
Verfehlt ist für Moser auch der Ansatz, in der Pflegediskussion den Kostenfaktor in den Mittelpunkt zu stellen. Die erste Frage müsse lauten, wo die Bedürfnisse der Menschen lägen. Mit Blick auf den Mangel an Pflegepersonal sei die zentrale Frage: „Wie können wir den Pflegeberuf so gestalten, dass das was schön und gut und wertvoll daran ist, in der Praxis auch wirklich gelebt werden kann?“
Mindestsicherung: Positive Anreize und keine Bestrafungen
Erneut sprach sich Moser gegen die Kürzung der Mindestsicherung aus. Diese sei kein geeigneter Leistungsanreiz: „Anreize sind wichtig, aber es müssen positive Anreize und keine Bestrafungen sein.“ Im Asylbereich müsse sich die Qualität der Verfahren verbessern, die Quote von 42 Prozent aufgehobenen Urteilen in erster Instanz sei viel zu hoch. In der Karfreitagsdebatte schloss sich Moser Bischof Michael Bünker an, der sich für einen variabel einsetzbaren zusätzlichen freien Tag für alle ausgesprochen hatte.
Das Interview kann eine Woche lang unter https://oe1.orf.at nachgehört werden.