Maria Kubin zur ersten altkatholischen Bischöfin geweiht
Bischof Chalupka begrüßte ökumenische Festgemeinde in Gustav-Adolf-Kirche
Wien (epdÖ) – Die altkatholische Priesterin Maria Kubin ist am Samstag, 24. Juni, in der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche in Wien zur neuen Bischöfin der Altkatholischen Kirche in Österreich geweiht worden. Die Weihe nahm der Utrechter Erzbischof Bernd Wallet vor. Konsekratoren waren die altkatholischen Bischöfe Matthias Ring (Deutschland) und Harald Rein (Schweiz).
Damit hat die Altkatholische Kirche in Österreich erstmals eine Frau an der Kirchenspitze. Kubin war am 22. April von der „Außerordentlichen Synode der Altkatholischen Kirche“ zur neuen Bischöfin gewählt worden. Die 58-jährige Psychotherapeutin folgt auf Heinz Lederleitner (65), der seit 2016 als Bischof der Altkatholischen Kirche in Österreich amtierte.
Bischof Chalupka begrüßte die Festgemeinde zu Beginn des Gottesdiensts als Gastgeber in der größten evangelischen Kirche Österreichs, in der die altkatholische Weihe aus Platzgründen stattgefunden hatte. Die Gustav-Adolf-Kirche habe in ihrer Geschichte viele Amtseinführungen erlebt, erinnerte Chalupka, aber noch keine Bischofsweihe „und schon gar keine Bischöfinnenweihe“. Chalupka nannte unter Bezugnahme auf den evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer vier zentrale Punkte zur geistlichen Autorität eines Bischofs: Hören, helfen, tragen und verkündigen.
An der Weihe nahmen auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Ökumene in Österreich teil, so auch der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Bischof Tiran Petrosyan. Ebenso waren der evangelisch-methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs, der Wiener anglikanische Kanonikus Patrick Curran sowie der syrisch-orthodoxe Chorepiskopos Emanuel Aydin bei der Weihe dabei. Seitens der katholischen Kirche nahm der in der Österreichischen Bischofskonferenz für die Ökumene zuständige Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer an der Feier teil. Ebenso waren Vertreterinnen und Vertreter zahlreicher europäischer altkatholischer Kirchen nach Wien gekommen.
Der Schweizer altkatholische Bischof Harald Rein ging in seiner Predigt auf die zunehmende Säkularisierung in der Gesellschaft ein. Viele Menschen würden Kirche nur noch in ihrem karitativen Engagement oder durch den Religionsunterricht wahrnehmen. Der Kern des Christentums aber sei der Glaube an Tod und Auferstehung Jesu und die Verkündigung der Auferstehung des Gekreuzigten. Der Wahlspruch Kubins „Sprich als Prophetin“ sei aus der Vorstellung gewählt worden, dass alle Menschen Propheten sind.
Hervorgegangen ist die Altkatholische Kirche aus der innerkatholischen Opposition gegen die Dogmatisierung der Unfehlbarkeit und der Allgewalt (Jurisdiktionsprimat) des Papstes auf dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869/70). Die Altkatholiken wollten sich von diesem Dogma absetzen, welches sie als Bruch mit alten Glaubensüberlieferungen sahen. Zusammengeschlossen sind die altkatholischen Kirchen in der 1889 gegründeten Utrechter Union. Diesem Bündnis gehören gegenwärtig sieben Kirchen aus West- und Mitteleuropa mit rund 65.000 Mitgliedern an. In Österreich gibt es aktuell rund 8.600 Kirchenmitglieder in zwölf altkatholischen Kirchengemeinden. Seit rund 20 Jahren ist die Weihe von Frauen zu altkatholischen Priesterinnen möglich.