Mandl warnt: „Beispielgebend für zukünftige Entscheidungen im Umgang mit Minderheiten?“
Superintendentialkuratorin ruft auf, „sichtbar evangelisch“ zu sein
Stellungnahme der Wiener Superintendentialkuratorin zur Karfreitagsregelung:
Die Gesetzesänderung zur Karfreitagsregelung ist eine Brüskierung der evangelischen Kirchen und eine Aushöhlung von Arbeitsnehmerinnen- und Arbeitnehmerrechten. Die Regierung hat in die Rechte der Religionsausübung eingegriffen, ohne die betroffenen evangelischen Kirchen in ihrer Argumentation ernst zu nehmen.
Was bisher zum Selbstverständnis des evangelischen Lebens in Österreich gehört hat, nämlich den Feiertag so zu begehen, wie es jeder evangelische Christ und jede evangelische Christin für sich selbst entscheidet (mit dem Besuch eines Gottesdienstes, einem Innehalten zur Todesstunde u.ä.), ist nun verwehrt. Nun werden Evangelische im arbeitsrechtlichen Bereich zu Bittstellern. Das sogenannte Recht auf einen Urlaubstag an einem bestimmten Tag zu nehmen, ist von der Wertigkeit her kein Vergleich, wie das Recht einen Feiertag nach persönlichen, religiösen Traditionen zu begehen. Die Praxis wird zeigen, wie realistisch diese Möglichkeit tatsächlich sein wird ist, in Anlehnung an die Erfahrungen, die bisher der 12 Stundentag gezeigt hat.
Der Arbeitsrechtsexperte Wolfgang Mazal betonte im Morgenjournal am 28. Februar, dass es eine Gesellschaft aushalten sollte, einer Minderheit diese „Förderung“ – den Karfreitag als Feiertag – zu gewähren. Es sei bedauerlich, dass die Regierung die Förderung einer religiösen Minderheit als Diskriminierung der Mehrheit sieht. Es darf angenommen werden, dass dies beispielgebend für zukünftige Entscheidungen im Umgang mit (religiösen) Minderheiten ist.
Besonders betroffen machen mich die Kommentare zu diversen Online-Berichterstattungen bzw. Fernsehberichten. Darin ist die Rede, dass viele Evangelische aus der Kirche austreten wollen, weil ihnen das Privileg des Feiertages genommen wird. Hier sind wir alle gefordert zu reagieren und diesen Menschen zu vermitteln, dass evangelischer Glaube mehr ist als nur das Privileg des einen Feiertages. Im Sinne der Aufforderungen unseres Superintendenten Matthias Geist („Verbreiten Sie, was der Karfreitag für Sie bedeutet“) müssen wir dies verstärkt in der Öffentlichkeit tun. Die diskriminierende Haltung, die diese Regierung gegenüber Minderheiten in unserer Gesellschaft zeigt, macht es dringend notwendig Zeichen getreu unseres Leitspruchs „sichtbar evangelisch“ zu setzen.
Wir halten Sie auf www.evang-wien.at und www.evang-wien.at/karfreitag über geplante Reaktion, seien sie nun rechtlicher Art oder Aktionen im öffentlichen Raum, auf dem Laufenden. Eine Kundgebung am Kafreitag, 19. April, in Wien ist geplant.
Ihre Petra Mandl,
Superintendentialkuratorin