Lähmen wir uns nicht gegenseitig!

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser über die Verantwortung Einzelner für das Klima

82 Millionen Menschen hungern in Ostafrika, 30 Millionen mehr als im Vorjahr. Ostafrika erlebt die schlimmste Dürre seit 40 Jahren. Hunderttausende Ziegen und Schafe sind verendet, die Ernten sind verdorrt. 33 Millionen Menschen versinken in den Fluten. Die Monsum-Regenfälle in Pakistan sind die heftigsten seit mehr als drei Jahrzehnten. Der Meeresspiegel steigt, und die Bewohner*innen der Fiji-Inseln fragen: „Wann ist es Zeit, unsere Heimat zu verlassen und den Ort, an dem unsere Familien seit Jahrhunderten leben, dem Meer zu überlassen?“

Wenn Hanna solche Nachrichten über die Folgen der Klimakrise liest, wird sie von Angst, Überforderung und Schuldgefühlen überwältigt. „Wir müssten so viel tun, und wir tun es nicht“, sagt sie und wirft mir einen resignierten Blick zu. „Ich hab‘ ein schlechtes Gewissen, wenn ich einen Flug in den Urlaub buche. Und dann denke ich mir wieder, die anderen fliegen ja auch. Was kann ich als einzelner normaler Mensch schon ändern?“

Ich kann Hanna gut verstehen. Auch ich fühle mich ohnmächtig und hilflos angesichts der Klimakrise. Vielen geht es so. Denn das Spezielle an der Klimakrise ist: Wenn ich mein Verhalten ändere, wenn ich mein Leben umstelle, dann heißt das nicht, dass das Problem gelöst ist. Der Kampf gegen die Klimakrise braucht den Einsatz und die Handlungen von vielen. Von allen.

Viele denken: Wie groß ist mein Beitrag schon? Die wahren Klimasünder, das sind doch andere. Große Unternehmen. Die tragen doch die Verantwortung. Die britische Psychoanalytikerin Sally Weintrobe hat in diesem Zusammenhang einen interessanten Vorschlag gemacht: ein Ökozid-Gesetz. Unternehmen könnten so für Umweltverbrechen verfolgt werden. „Das würde das Problem richtig ernst machen“, meint Weintrobe. „Und es würde den normalen Menschen helfen zu erkennen: Ja, ich habe zu all dem beigetragen, aber meine Vergehen sind winzig im Vergleich zu diesen Unternehmen und ihrer Verantwortlichen.“

Ich finde die Idee gut. Nicht die ganze Verantwortung liegt auf den Schultern der einzelnen. Und trotzdem tragen wir als Einzelne Verantwortung. Es geht darum, meinen Teil beizutragen, nicht mehr und nicht weniger. Wenn wir denken, dass wir als Einzelne ohnedies nichts ausrichten können, lähmen wir uns gegenseitig. Besser, kleine Schritte gehen, als sich gar nicht bewegen. Ein Blick auf die Schönheit der Natur, auf Gottes gute Schöpfung motiviert uns, loszugehen. Und ein Drittel der weltweiten Emissionen ist durch persönliches Verhalten vermeidbar. Immerhin.

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