Körtner fordert neue Gerechtigkeitsallianz
Theologe kritisiert in Gastbeitrag für Wiener Zeitung mangelnde Armutsbekämpfung
Wien (epdÖ) – In einem Gastbeitrag für die Wiener Zeitung äußert sich der evangelische Theologe Ulrich H. J. Körtner mit Bezug auf eine aktuelle Werbekampagne der ÖVP kritisch zur österreichischen Regierungspolitik. „Der Kanzler arbeitet an der Zukunft. Die Opposition streitet.“ heißt es auf einem Plakat, auf dem Bundeskanzler und ÖVP-Chef Karl Nehammer beim Studieren eines Dokuments abgebildet ist.
„Wenn er sich doch mehr mit der Gegenwart beschäftigen würde“, bedauert Körtner in seinem Beitrag vom 10. Mai und fordert einen Fokus auf die „neue Gerechtigkeitsfrage“. Diese verschärfe sich durch die Corona-Pandemie, den Ukraine-Krieg und dessen wirtschaftliche Folgen, aber auch durch die Folgen des Klimawandels und die ungleiche Verteilung der Lasten beim Klimaschutz und bei den Energiekosten.
Stattdessen werde das Thema Migration strapaziert, „um von den Unzulänglichkeiten der eigenen Politik abzulenken“, kritisiert der Theologe und fordert mit Bezug auf die zwischen Österreich und Italien vereinbarte „Asyl-Allianz“ eine neue „Gerechtigkeitsallianz“. „Wenn sich Menschen in unserem Land weder das Heizen noch alle zwei Tage eine Hauptmahlzeit leisten können, ist das für die Regierung – also auch für die Grünen – ein Offenbarungseid“, schreibt Körtner.
Zudem kritisiert Körtner die Einstellung der Printausgabe der Wiener Zeitung und die damit verbundenen „dramatischen Veränderungen in der Medienlandschaft“, worin er eine ernsthafte Gefahr für den Qualitätsjournalismus als vierte Kraft einer funktionierenden Demokratie sieht.