Kirchenvertreter rund ums Laaerberg-Gymnasium solidarisch mit Schülern
Nach Waldhäusl-Sager und Angriff auf die Schule: „Wir stehen hinter euch“
Wien (epdÖ) – Solidarisch mit Gymnasiast*innen, deren Schule in den vergangenen Tagen zum Ziel rassistischer Angriffe geworden ist, haben sich die Vertreter von fünf christlichen Konfessionen rund ums Laaerberg-Gymnasium in Wien-Favoriten geäußert. „Als Pfarrer und Leiter verschiedener christlicher Gemeinden rund um eure Schule stehen wir solidarisch zu euch und verurteilen jede ausländerfeindliche Aktion, die sich gegen euch und eure Schule gerichtet hat“, hieß es in dem am Sonntag, 5. Februar, veröffentlichten Brief. Unterzeichnet ist er von Pfarrer Thomas Dopplinger von der evangelischen Gnadenkirche, Pater Matthias Felber von der römisch-katholischen Pfarre zum Göttlichen Wort, Pastoralassistent Thomas Kräuter von der Evangeliumsgemeinde und Pfarrer Johannes Wittich von der reformierten Erlöserkirche.
Anlass gaben Entwicklungen, die in einer Diskussion über Migration vom Dienstag, 31. Jänner, auf dem Fernsehsender Puls 4 ihren Ausgang genommen hatten. Niederösterreichs Asyllandesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) hatte dabei auf den Hinweis einer Schülerin aus dem Publikum, ein Großteil ihrer Klasse habe Migrationshintergrund, verbal untergriffig reagiert. „Wien wäre noch Wien“ sagte er auf die Frage, was geschehen wäre, wären seine Vorstellungen einer restriktiven Einwanderungspolitik schon vor Jahren durchgesetzt worden. Zwei Tage später hissten Unbekannte auf der Schule der Schülerin ein ausländerfeindliches Banner und deponierten Flugzettel mit rassistischen Parolen. Empörung quer durch alle Parteien außer der FPÖ war die Folge, Waldhäusl blieb aber bei seiner Aussage.
„Wir stehen hinter euch!“, war nun in der Erklärung der Favoritener Kirchenvertreter an das Laaerberg Gymnasium zu lesen. Den betroffenen Schülerinnen und Schülern dankten die vier Absender des Briefes „für den Mut und die Sachlichkeit, die ihr bei der Diskussionsveranstaltung mit Landesrat Gottfried Waldhäusl gezeigt habt“. Die christlichen Gemeinden „waren und sind seit Jahrzehnten von Migrantinnen und Migranten geprägt, die ihnen ihren typisch wienerischen bunten und vielfältigen Charakter geben“, so die vier Gemeindeleiter.
Die Kirchenvertreter erinnern an ein Bibelwort aus dem Buch Levitikus (19,33f), wo es wörtlich heißt: „Wenn bei dir ein Fremder in eurem Land lebt, sollt ihr ihn nicht unterdrücken. Der Fremde, der sich bei euch aufhält, soll euch wie ein Einheimischer gelten und du sollst ihn lieben wie dich selbst.“ Die Unterzeichner schlossen mit: „Schön, dass ihr und eure Familien in Wien seid und dass ihr euch in unsere Gesellschaft einbringt.“
Den Brief der Kirchenvertreter als .pdf-Datei finden Sie hier.
Bischof Chalupka: Nicht daran gewöhnen
Gerade junge Menschen, egal woher ihre Eltern gekommen sind, bedürfen den Schutz ihrer Würde, unterstreicht der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka in seiner Kolumnne, die am Samstag in der „Kronen-Zeitung“ zu lesen war. „Ich bin mir nicht sicher, welche Aussage mich mehr erschreckt, die Aussage eines niederösterreichischen Landesrats, der vielen Schülerinnen und Schülern eines Gymnasiums in Wien persönlich ihr Existenzrecht abspricht, oder die Antwort der Schülerin, die ganz gefasst darauf repliziert hat: ‚Solche Aussagen sind wir gewohnt‘“, schreibt der Bischof. „Müssen Jugendliche die hier aufgewachsen sind und sich auf die Matura vorbereiten, es wirklich gewohnt werden, rassistisch beleidigt und gedemütigt zu werden? Müssen wir alle, die wir dieses Land lieben, es gewohnt werden, dass Politiker, die Gesetze unseres Landes nicht respektieren, die Menschenrechte in Frage stellen und sie, wie in diesem Fall, mit Füßen treten?“ fragt Chalupka. Dass die „Jugend unsere Zukunft“ sei, sei keine hohle Phrase sondern „einfach wahr“, daher dürfe man sich als Bürger oder Bürgerin und auch als Christ oder Christin nicht an derartige Aussagen gewöhnen. Chalupka erinnert an das Wort des Apostels Paulus: „Jetzt ist es nicht mehr wichtig, ob ihr Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, Männer oder Frauen seid: In Jesus Christus seid ihr alle eins“ und auch an den bekannten Satz aus der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Daran müssen wir uns gewöhnen“, schließt Chalupka.