Kirchen präsentieren Orientierungshilfe zur Nationalratswahl

Wahlprogramme auf Vereinbarkeit mit christlichen Überzeugungen prüfen Wien

 
von Evangelischer Pressedienst
Die österreichischen Kirchen wollen keine Wahlempfehlung, aber eine Orientierung für Christinnen und Christen liefern. Foto: wikimedia/Gryffindor
Die österreichischen Kirchen wollen keine Wahlempfehlung, aber eine Orientierung für Christinnen und Christen liefern. Foto: wikimedia/Gryffindor

Wahlprogramme auf Vereinbarkeit mit christlichen Überzeugungen prüfen

Wien (epdÖ) – Die Kirchen in Österreich haben eine Orientierungshilfe zur Nationalratswahl unter dem Titel „Fragen zur politischen Verantwortung“ veröffentlicht. Anhand eines Fragenkatalogs, den der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) erstellt hat, sollen mündige Christinnen und Christen überprüfen können, inwieweit die Programme der wahlwerbenden Parteien bzw. deren Agieren mit christlichen Grundüberzeugungen vereinbar sind, wie der ÖRKÖ-Vorsitzende und Landessuperintendent der Evangelischen Kirche H.B., Thomas Hennefeld, unterstreicht.

„Es geht um christliche Positionen, die den Kirchen wichtig sind. Das betrifft vor allem den Umgang mit Schwachen, mit diskriminierten Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen. Es betrifft aber auch die Frage: Wer versucht, etwas für den Ausgleich und den Zusammenhalt in der Gesellschaft zu tun, und wer polarisiert eher?“ Freilich sei damit von Seiten der Kirchen keine konkrete Empfehlung für eine bestimmte Partei verbunden.

Die Kirchen betonen die Verantwortung der ChristInnen für das Land. Diese müssten sich in die vielfältigen Entscheidungsprozesse in der Gesellschaft einbringen. „Das Evangelium, das wir als Christinnen und Christen gemeinsam bezeugen, beauftragt uns, auch kritische Anfragen an Politik und Gesellschaft zu richten“, heißt es eingangs in der Orientierungshilfe. Werte wie Menschenwürde, Menschenrechte, sozialer Ausgleich und gegenseitiges Verständnis dürften keine „leeren Phrasen“ sein, sondern müssten „fest im gemeinsamen Leben aller Menschen in Österreich verankert bleiben“.

Wo etwa Schwache an den Rand gedrängt würden oder über sie abschätzig geredet und damit der Gewalt Vorschub geleistet werde, müssten die christlichen Kirchen wie auch jeder Einzelne energisch widerstehen. „Gegenüber der Herabwürdigung der Menschenrechte und gegenüber dem Angriff auf demokratische Grundstandards ist Toleranz nicht möglich. Genauso wenig wie gegenüber Antisemitismus und Rassismus“, heißt es wörtlich.

Wichtig ist den Kirchen auch das Thema Flüchtlinge bzw. Migration. „Welche Vorschläge für eine integrative Politik werden gemacht?“, fragen sie, bzw.: „Welche Unterstützung und Wertschätzung bekommt das Freiwilligen-Engagement für und mit anderen?“ Hinterfragt werden soll u.a. auch, wie Politiker über Minderheiten sprechen und welcher Stellenwert der Würde des Menschen zugestanden wird.

Ebenfalls im Fokus stehen der Einsatz für den Lebensschutz, umfassende Gerechtigkeit und Frieden. „Welchen Stellenwert hat der umfassende Schutz des Lebens?“, fragen die Kirchen, oder auch: „Welchen Stellenwert hat der Klimaschutz?“ Auch die Frage, was in Bildung, Kultur und Sozialpolitik für gegenseitiges Verständnis und Toleranz getan wird, hat für die Kirchen besondere Bedeutung.

Dem 1958 gegründeten ÖRKÖ gehören 16 christliche Kirchen als Mitglieder an. Seit 2017 ist Thomas Hennefeld Vorstandsvorsitzender des Gremiums, dessen Ziel in der gemeinsamen Verwirklichung ökumenischer Aufgaben besteht.

Die Orientierungshilfe als Online-Artikel und auch als PDF zum downloaden finden Sie hier.

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