Hoffnungsträger

 
von Evangelischer Pressedienst

Maria Katharina Moser über gute Entwicklung für ein selbständiges Leben

Jeden Tag um 7:20 Uhr kommt Matteo mit dem Bus in den Kindergarten. Bus ist auch eines seiner Lieblingswörter. Zusammen mit Mama, Papa, ja und nein. Nein ist gerade Matteos allerliebstes Wort. „Der weiß schon, was er will“, sagt Claudia, Pädagogin in Matteos Kindergarten, „und es ist gut, dass er durch die so genannte Frühförderung auch sagen kann: Das will ich, und das kann ich.“ Matteo hat eine Behinderung und geht in einen Kindergarten der Diakonie, in dem Kinder mit und ohne Behinderung miteinander spielen und lernen.
Wenn er und die anderen Kinder morgen in den Kindergarten kommen, dann wird die zweite Kerze am Original-Adventkranz entzündet. Denn heute, am ersten Adventsonntag, beginnt die Zeit des Wartens auf Weihnachten. Der Adventkranz verkürzt den Kindern diese Zeit. Genauso wie der Adventkalender.

Der erste Adventkranz war quasi eine Kombination aus Kranz und Kalender: ein Wagenrad mit einer Kerze für jeden Tag bis Weihnachten – mit vier großen weißen Kerzen für die Adventsonntage und dazwischen kleinen roten Kerzen für die Wochentage. Erfunden hat ihn der evangelische Pfarrer und Gründer der Diakonie, Johann Hinrich Wichern, vor mehr als 180 Jahren. Und zwar für Straßenkinder in Hamburg. Sie hausten in dunklen Hinterhöfen und lebten von Bettelei oder Diebstahl. Pfarrer Wichern sah das Elend – und tat etwas dagegen. 1833 gründete er eine „Rettungsanstalt“. Klingt antiquiert. Doch das pädagogische Konzept war modern: Nicht Zucht und Ordnung waren die obersten Prinzipien, sondern Wertschätzung und Bildung. Kein großes Heim mit riesigen Schlafsälen, sondern in kleinen Häusern geborgen wie in einer Familie zusammenleben. Pfarrer Wichern hat den Straßenkindern Chancen eröffnet und Geborgenheit geschenkt – und so Hoffnung in ihr Leben getragen.

Das tun auch Claudia und der Kindergarten, in dem sie arbeitet. Es gibt Phasen, in denen Matteo Geborgenheit besonders braucht, erzählt Claudia: „Das sind Phasen, wenn er im Krankenhaus war. Da haben die Kinder viele Bezugspersonen, da kommt der Arzt, dann wieder ein Therapeut. Klar, in der Zeit danach braucht man emotionale Zuwendung und Sicherheit.“

Matteo braucht diese Sicherheit, um sich gut entwickeln und ausdrücken zu können, was er will. Früher konnte er das nicht, jetzt gibt er die Richtung an, erzählt Claudia: „Einmal, da hat er meine Hand genommen, da hat er so eine Kraft in den Armen, er zieht dich wirklich in die Richtung, in die er will. Hoffnung bedeutet eine gute Entwicklung für ein selbstständiges Leben.“

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