Hiroshima-Tag: Religionsvertreter mahnten zu Friedensbemühungen

 
von Evangelischer Pressedienst

Gedenken an Atombombenexplosionen über Hiroshima und Nagasaki

Wien (epdÖ) – Anlässlich des Gedenkens an die Atombombenabwürfe über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki am 6. und 9. August 1945 fand am 6. August eine Friedensaktion auf dem Wiener Stephansplatz statt. Die Friedensaktion endete mit einem Laternenmarsch vom Stephansplatz zur Karlskirche. Organisiert wurde die Friedensaktion von der Wiener Friedensbewegung, der Hiroshima-Gruppe Wien, dem Österreichischen Friedensrat, OMEGA-IPPNW, dem Internationalen Versöhnungsbund, Pax Christi Wien sowie anderen Friedensgruppen.

„78 Jahre später sind Atomwaffen noch immer eine große Bedrohung für das Überleben der Menschheit“, betonte Alois Reisenbichler von der Wiener Friedensbewegung. Im Vorfeld des Hiroshima-Tags wurden in diesem Jahr „zum 25. Mal Grußbotschaften für eine Welt ohne Atomwaffen, ohne Krieg und ohne AKWs“ gesammelt, so Reisenbichler.

Dabei sehen Vertreter der christlichen Kirchen und Religionsgemeinschaften in Österreich den diesjährigen Hiroshima-Gedenktag vor dem Hintergrund des aktuellen Ukraine-Kriegs als besonders dringlich an. „Jeder Frieden mit der Umwelt und vor allem auch jeder Frieden unter Menschen beginnt mit bewussten Worten, Haltungen und Taten, und: immer mit der Bereitschaft zurückzustehen und sich zurückzunehmen“, erklärt der Wiener Superintendent Matthias Geist in seiner Grußbotschaft. „Jede Aufrüstung in Worten, die wir seit Jahren aus verschiedenen Erdteilen und Konfliktregionen hören und kennen, wirkt sich hingegen fatal aus“, jeglichen menschenverachtenden Mitteln – in „Wort und Tat“ – sei Geist zufolge eine Absage zu erteilen.

Auch der burgenländische Superintendent Robert Jonischkeit hat eine Grußbotschaft zum Hiroshima-Tag gesendet. Das 20. Jahrhundert gelte mit seinen zwei Weltkriegen als das „blutigste der Menschheitsgeschichte“, und auch die Gegenwart zeige sich „nicht viel friedlicher“. Mit dem Krieg in der Ukraine sei „für viele Menschen die scheinbare Sicherheit eines konfliktfreien und geschützten Lebens in Europa zerbrochen“, betont Jonischkeit.

Olivier Dantine, Superintendent der Evangelischen Kirche A.B. in Salzburg und Tirol, unterstreicht in seiner Grußbotschaft, dass „die Idee der Abschreckung durch atomare Rüstung“ eine „erschreckende Renaissance“ erfahre. „Eine Sicherheitsarchitektur, die auf atomare Abschreckung setzt, kann nur die Illusion von Sicherheit erzeugen, und schon gar keinen nachhaltigen Frieden. Das ist in den letzten eineinhalb Jahren nur allzu deutlich geworden. Daher kann die Botschaft zum Hiroshima-Tag nur lauten: ‚Verbannt Atomwaffen!‘“, so der Appell von Dantine.

„Wir dürfen nicht zulassen, dass die gute Schöpfung Gottes durch die Verblendung des Menschen zerstört wird“, schreibt Thomas Hennefeld, Landessuperintendent der Evangelisch-reformierten Kirche in Österreich. „Das Gedenken an diese unfassbaren Terrorakte gegen die Bewohnerinnen und Bewohner japanischer Großstädte ist notwendig, denn es zeigt, dass wir uns mit der Existenz von Vernichtungswaffen niemals abfinden dürfen. Nur mit vereinten Kräften aller Friedenswilligen, ob sie religiös oder anders motiviert sind, werden wir einer Welt ohne Atomwaffen einen Schritt näherkommen“, ist Hennefeld überzeugt.

„Wenn wir Frieden erleben wollen, ist eine Möglichkeit, in Veranstaltungen wie dieser immer wieder auf den Unfrieden aufmerksam zu machen und niemals Ruhe zu geben, solange noch ein einziger Mensch an Gewalt und Krieg leidet“, schreibt Maria Kubin, Bischöfin der Altkatholischen Kirche Österreichs. „Frieden zu leben“ sei eine weitere Möglichkeit, Frieden zu erleben. Dabei gehe es darum, „in vielen kleinen Schritten das friedliche und respektvolle Miteinander zu praktizieren“, so Kubin.

Zudem hat die deutsche evangelisch-lutherische Theologin Margot Käßmann eine Grußbotschaft zum „Hiroshima-Tag“ gesendet. „Wer an diesem Ort steht, die Geschichten der Menschen hört, die miterlebt haben, wie andere geradezu verglühten, wer die Angst vor Missbildungen begreift, weil die genetischen Veränderungen bis heute reichen, kann nicht verstehen, dass irgendein Mensch auf die Idee kommen könnte, noch einmal eine Atomwaffe einzusetzen“, erinnert sich Käßmann an ihren Besuch in Hiroshima im Jahr 2001. „Als Christin sind Atomwaffen für mich Verachtung der Schöpfung Gottes“, bekräftigt die ehemalige Bischöfin in ihrer Botschaft.

„Heute vor 78 Jahren hat uns das Inferno der Atombombenexplosion über Hiroshima und Nagasaki gezeigt, zu welchem Grauen Menschen fähig sind. Sie sind zum Sinnbild des nuklearen Schreckens geworden“, erklärt der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn. „Frieden und Stabilität können wir nur durch die Bereitschaft zum Dialog, durch den gemeinsamen Einsatz im Miteinander erreichen, niemals durch die gegenseitige Androhung der atomaren Vernichtung, oder durch ein Klima von Angst und Misstrauen“, hebt Schönborn in seiner Grußbotschaft hervor.

Für Friedensbemühungen spricht sich auch der Salzburger Erzbischof und Vorsitzende der römisch-katholischen Bischofskonferenz Franz Lackner in seiner Grußbotschaft aus: „Unsere Erde ist bedroht durch Krieg, Not, besonders und immer stärker durch die Auswirkungen des Klimawandels. Die Schöpfung zu bewahren ist uns von einem menschenfreundlichen Gott anvertraut. Werden wir dieses Anvertrauens würdig, indem wir unser Möglichstes tun, die Welt all dieser Waffen, aus denen nur der Untergang aller erwachsen kann, zu entledigen.“

Weitere Veranstaltungen:

Am Mittwoch, 9. August 2023 wird um ca. 20.00 Uhr mit einer traditionellen Buddhistischen Lichterzeremonie bei der Wiener Friedenspagode der Opfer von Hiroshima und Nagasaki gedacht (Wien 2, Hafenzufahrtsstraße, Bus 80B). Darüber hinaus findet am Samstag, 12. August 2023 von 10.00 bis 13.00 Uhr in Melk eine Gedenkaktion zu Hiroshima und Nagasaki in der Fußgängerzone (vor dem Rathaus) statt.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.hiroshima.at

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