„Frohe Weihnachten“ in einer säkularisierten Zeit

 
von Evangelischer Pressedienst

Ulrich Körtner über „politisch korrekte“ Weihnachten

Graz (epdÖ) – In einem Gastbeitrag für die Kleine Zeitung am 11. Dezember plädiert der evangelische Theologe Ulrich Körtner dafür, „auch in der pluralistischen Gesellschaft von heute getrost ‚Frohe Weihnachten‘ zu wünschen“. „Atheisten oder religiös Unmusikalische werden sich an der vertrauten Formel vielleicht weniger stören. Schließlich gehört das Fest der Geburt Christi zu unserem kulturellen Erbe“, schreibt Körtner, der dabei auf die „Sinnentleerung des Weihnachtsfestes“ Bezug nimmt. Diese sei jedoch keine Folge von Multikulturalität, Migration oder „vermeintlicher islamischer Überfremdung“, sondern habe „schon lange vorher im Zuge der Säkularisierung“ angesetzt.

„Weit schlimmer als religiöse Indifferenz ist aber doch, dass der Inhalt des Weihnachtsfestes hemmungslos dem Konsum und dem Kommerz geopfert wird“, betont der Wiener Theologe. Weihnachten in der Popkultur, in der Werbung und in Filmen trete „ohne eindeutig christliche Elemente“ in Erscheinung. „Wovon die alten Kirchenlieder singen und sagen, die Menschwerdung Gottes, der in die Niedrigkeit unserer Existenz herabsteigt, um uns von Sünde und Tod zu erlösen, ist nur noch ein religiöses Minderheitenprogramm“, konstatiert Körtner.

Dass das Weihnachtsfest in der pluralistischen Gesellschaft auch „zivilreligiöse Bedürfnisse“ erfülle, sei so weit akzeptabel, als der biblische Ursprung der mit Weihnachten assoziierten Werte, damit aber auch der Maßstab zu ihrer Kritik nicht aus dem Blick gerate. „Liebe, universaler Frieden, Versöhnung und Gerechtigkeit sind zwar schon in der Bibel die Themen, die sich mit der Geburt des Gottessohnes verbinden“, erklärt Körtner. Person und Botschaft Jesu stünden allerdings gegen ihre politische und ökonomische Instrumentalisierung.

Es sei eine „eminent kritische, aber doch eben auch befreiende Botschaft“, dass alles Geld und alle Macht der Welt vor Gott nichts gelte. „Sie gibt Anlass zur Freude und zur Hoffnung. Das Kind in der Krippe zeigt uns Gott in seiner Schutzlosigkeit bei den Armen, den Ausgestoßenen, den Mutlosen und den Hoffnungslosen“, schreibt Ulrich Körtner.

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