Evangelische Kirche verliert profilierten und liebevollen Gesprächspartner in der Ökumene

 
von Evangelischer Pressedienst

Evangelische Stimmen zum Tod von Weihbischof Krätzl

Wien (epdÖ) – „Helmut Krätzl war eine der Säulen der österreichischen Ökumene, gemeinsam mit Christine Gleixner, Michael Staikos und Helmut Nausner“, erklärt der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka zum Tod des emeritierten Wiener Weihbischofs, der am 2. Mai im 92. Lebensjahr verstorben ist. Mit ihm verliere die Evangelische Kirche einen „profilierten und liebevollen Gesprächspartner“ in der Ökumene. Krätzl sei immer für eine lernfähige Kirche eingetreten, „eine Kirche, die sich ändert, die sich öffnet hin zu den Menschen und hin zur Welt“. Wesentlich sei für ihn dabei das Zweite Vatikanische Konzil gewesen. „Dass nicht alles umgesetzt wurde, nicht alles fortgesetzt und so manches auch liegen gelassen und verhindert wurde, hat ihn immer geschmerzt, manchmal auch geärgert. Es wäre doch mehr möglich, darunter auch eine eucharistische Gastfreundschaft, die er immer wieder ganz offen praktiziert hat“, erinnert Chalupka. Helmut Krätzl lag immer „die Jugend am Herzen“, betont der evangelisch-lutherische Bischof weiter. So sei es zu vielen anregenden und wertvollen Dialogen zwischen dem erfahrenen und schon an Jahren älteren, „aber im Herzen stets jungen Weihbischof“ und den jungen Menschen gekommen.

Bünker: Dankbar für das respektvolle Miteinander

Der emeritierte evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker zeigt sich dankbar für das „respektvolle Miteinander“. Helmut Krätzl habe er als „väterlichen Begleiter und Freund der Ökumene“ erlebt. Dabei habe Helmut Krätzl „nie einen Zweifel daran gelassen, dass er die Evangelischen Kirchen als Kirchen im vollen Sinn des Wortes und damit als Schwesterkirchen gesehen und respektiert hat. Versöhnte Verschiedenheit und ein Lernen voneinander im Sinn der Ökumene der Gaben, die wir tauschen, geben und empfangen – all dies beschrieb für ihn die Ökumene treffender als theologische Rechthaberei“, sagt Bünker, der gemeinsam mit Krätzl über viele Jahre die „Gemischte katholisch-evangelische Kommission“ leiten konnte. Eingerichtet wurde diese Plattform aufgrund einer Initiative des evangelischen Bischofs Gerhard May noch während des Zweiten Vatikanischen Konzils von Kardinal Franz König.

Auch die Evangelische Kirche H.B. trauert um Weihbischof Helmut Krätzl. „Er war unserer reformierten Kirche sehr verbunden“, sagt Landessuperintendent Thomas Hennefeld. Mit seinem Wirken habe er die ökumenische Landschaft „geprägt und bereichert, was auch unserer Kirche zugutekam“. Regelmäßig, so Hennefeld, habe Krätzl an ökumenischen Veranstaltungen, Diskussionsrunden und Feierlichkeiten in der Reformierten Stadtkirche teilgenommen. „Ich schätzte sein entschiedenes Eintreten für eine gemeinsame Eucharistiefeier, auch wenn diese noch aussteht“, unterstreicht der Landessuperintendent. Persönlich habe er Weihbischof Krätzl in Erinnerung als „liebenswürdigen, humorvollen, aber auch ungeduldigen Menschen, dem die Fortschritte in der Ökumene viel zu langsam gingen. Mögen seine ökumenischen Bemühungen zukunftsweisend sein.“

Der Wiener Superintendent Matthias Geist würdigt Helmut Krätzl als „entschiedenen Wegbereiter gelebter Ökumene“. Gleichzeitig durfte er, so Geist, den Weihbischof „in seiner herzlichen und bescheidenen Art“ auch als einen „herausragenden Seelsorger“ kennenlernen. „Sein reiches Leben und Wirken war geprägt von einem einfühlsamen Wesen, mit dem er unzählige Menschen erreichte und damit die frohe Botschaft lebendig verkündete. Ob bei der gemeinsamen Weihnachtsfeier im Wiener Jugendgefängnis oder bei ökumenischen Begegnungen und Diskussionen: er war auch bis ins hohe Alter immer sehr präsent und von Gottes Geist erfüllt“, bekräftigt der Superintendent, der früher als Gefängnisseelsorger tätig war.

„Krätzl war die Ökumene ein Herzensanliegen“, betont der frühere Wiener Superintendent Werner Horn, den in seiner aktiven Zeit zuerst als Wiener Gemeindepfarrer und dann als Superintendent zahlreiche Begegnungen und Projekte der Zusammenarbeit mit Krätzl verbunden haben. Geprägt durch das Zweite Vatikanische Konzil, bei dem Krätzl als Stenograph arbeitete, sei es ihm wichtig gewesen, „dass die dort beschlossenen Entscheidungen und Impulse sich nicht verflüchtigen und zurückgedrängt werden, sondern in die Tat umgesetzt werden und das neue Kirchenbild in seiner Kirche bestimmen“. Krätzl sei es ein Anliegen gewesen, dass die Kirche nicht „im Sprung gehemmt“ werden dürfe, um “mutige Schritte in die Zukunft” zu setzen. „Für seine Weggemeinschaft und die freundschaftliche Verbindung bin ich ihm dankbar”, so Horn.

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