Evangelische Frauenarbeit: Wenig Grund zum Feiern am Internationalen Frauentag

 
von Evangelischer Pressedienst

Rohrmoser: „Wir fordern endlich eine aktive und starke Frauenpolitik“

Wien (epdÖ) – Wenig Grund zu feiern sieht die Evangelische Frauenarbeit (EFA) in Österreich zum heurigen Weltfrauentag. „Frauen sind nach wie vor die Verliererinnen in der österreichischen Gesellschaft“, heißt es in einer aktuellen Aussendung. „Etwas mehr als die Hälfte der österreichischen Bevölkerung ist weiblich, wir tragen mit bezahlter und unbezahlter Arbeit – auch im Bereich Ehrenamt/Freiwilligenarbeit – maßgeblich dazu bei, dass die Gesellschaft in diesem Land funktioniert.“

Es sei beschämend, dass über 100 Jahre nach Einführung des Frauenwahlrechts die Forderungen von Frauen und Frauenorganisationen immer noch dieselben sein müssten wie damals: gleicher Lohn für gleiche Arbeit. „Immer noch verdienen Frauen durchschnittlich 13% weniger als Männer. Sie erhalten durchschnittlich 38% weniger Pension, investieren aber insgesamt um 55% mehr Zeit in unbezahlte Care-Arbeit als Männer“, stellt die EFA klar. „Daran ändert sich seit Jahrzehnten nichts, obwohl die Gleichbezahlung seit 1979 und die gerechte und gleiche Aufteilung der Familienarbeit seit den 1990er Jahren gesetzlich festgeschrieben sind“, kritisiert Direktorin Gerti Rohrmoser. „Dass man die Frauen jetzt mit allen Mitteln versucht als Vollzeitbeschäftigte in den Arbeitsmarkt zu holen ohne gleichzeitig Voraussetzungen zu schaffen, die Frauen nicht noch weiter belasten, zeigt einmal mehr, wie wenig Wertschätzung man ihnen entgegenbringt.“ Die Devise gegenüber denen, die oft nur in Teilzeit erwerbstätig seien, aber oft mehr als Vollzeit arbeiten würden, scheine eher zu sein: „Who cares? Wen schert’s?“

Halbherzige Appelle oder wohlgesetzte Reden von Politiker*innen über die Errungenschaften der jeweiligen Parteien zum Weltfrauentag seien entbehrlich, wenn man die Frauen in diesem Land gleichzeitig immer wieder im Stich lasse oder ihnen vorwerfe, sie seien an ihrer Lage selbst schuld. Rohrmoser: „Wir fordern endlich eine aktive und starke Frauenpolitik, die nicht als Anhängsel in einem großen ‚Multi-Ministerium‘ behandelt und dem Bundeskanzleramt unterstellt ist, sondern die Anliegen von Frauen in den Mittelpunkt stellt und öffentlich vorantreibt.“

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