Du kannst auch anders
Maria Katharina Moser über den Zöllner Matthäus und den Aufbruch in neue Lebensweisen
Stillstand. Das Gefühl, festzusitzen. Was soll ich auch machen? Das ist eben so. Kennen Sie dieses Gefühl?
In einer kurzen Geschichte, die heute in evangelischen Gottesdiensten gelesen wird, geht es um festsitzen, aufstehen und neue Wege gehen: Jesus sah einen Menschen namens Matthäus am Zoll sitzen. „Folge mir!“ sagt er zu ihm. Matthäus steht auf und folgt Jesus.
Zöllner haben Grenzzölle, Marktgebühren und Gewerbesteuer eingetrieben. Sie waren quasi Unternehmer, die das Recht, Abgaben einzuheben, gepachtet hatten. Sie mussten nicht nur die Pacht-Kosten, sondern auch Gewinn erwirtschaften. Ihre Forderungen waren oft hoch, zu hoch. Deswegen waren sie unbeliebt, ja verachtet. Das wird auch Matthäus zu spüren bekommen haben. Ärgert er sich über die Geringschätzung, oder hat er aufgehört, darüber nachzudenken? Ist er gerne Zöllner, oder will er sich verändern? Wir erfahren nur, dass Matthäus am Zoll sitzt. Ich verstehe das Sitzen am Zoll als Bild für Menschen, die sich fragen: Wie komme ich hier raus? Wie kann es weitergehen mit meinem Leben? Und die sich ohnmächtig fühlen: Das ist eben so. Ich kann sowieso nichts machen.
Dieses Gefühl kann uns in unserem persönlichen Leben erfassen. Es erfasst uns auch als Gesellschaft. Etwa angesichts der Klimakrise. In der kürzlich von der Synode, dem Parlament der Evangelischen Kirche, beschlossenen Erklärung „Schöpfungsglaube in der Klimakrise“ heißt es: „Die Klimakrise ist eine riesige, extrem komplexe Herausforderung. Und es gibt so viel zu tun! … Wir wehren den Gedanken ab, dass die einzelne Person etwas ausrichten könne. Wir werten die persönlichen Bemühungen anderer ab, weil sie natürlich nie ‚perfekt‘ im Klimaschutz sind. So lähmen wir uns gegenseitig.“
Die Klimakrise ist unser Zoll, an dem wir Heutigen sitzen wie einst Matthäus. Da macht mir die Bibel Mut. Jesus sagt zu Matthäus: Folge mir! Jesus zeigt Matthäus eine Alternative. Du kannst auch anders! Auch die Synode ruft auf: „Wir sind gefordert, in eine neue Lebensweise aufzubrechen.“ Ja, das bedeutet, etwas aufgeben, Gewohnheiten ändern, Abschied von so mancher Bequemlichkeit. Aber wir haben viel zu gewinnen: Eine lebenswerte Welt, in der das Gezwitscher der Vögel nicht übertönt wird vom Lärm der Autos, in der wir frische saubere Luft atmen und uns am Geschmack gesunder Lebensmittel erfreuen.
Matthäus macht es uns vor: Er steht auf und folgt Jesus. Das bedeutet große Veränderungen in seinem Leben: das Zoll-Geschäft, seinen Besitz, Sicherheit aufgeben. Matthäus verlässt seine Komfort-Zone. Die frohe Botschaft ist: Er gewinnt etwas. Er sitzt zu Tisch mit Jesus.