„Die Fähigkeiten der Menschen werden in der Kirche gebraucht“
Oberkirchenrätin Gerhild Herrgesell zu den Gemeindevertretungswahlen im Herbst
Wien (epdÖ) – Alle sechs Jahre wählt die Evangelische Kirche A.B. ihre Gemeindevertretungen. Vom 1. Oktober bis 5. November 2023 ist es wieder soweit. Gewählt werden rund 5.140 Personen, die zukünftig das Leben in den Pfarrgemeinden ehrenamtlich mitgestalten. Aus der Gemeindevertretung wiederum werden das Presbyterium und die Kuratorin bzw. der Kurator gewählt. Manches hat sich seit der letzten Wahl 2018 geändert: Wählen kann jedes Gemeindemitglied, das zum Stichtag des Wahldatums das 14. Lebensjahr vollendet hat (bisher: 18), die Konfirmation ist keine Voraussetzung mehr. Die Abteilung Kirchenentwicklung im Oberkirchenrat ist mit der Vorbereitung und Abwicklung der Wahlen betraut. Evang.at bringt ein aktuelles Interview mit Gerhild Herrgesell, Oberkirchenrätin für Kirchenentwicklung, das in der Jänner-Ausgabe der evangelischen Zeitung „SAAT“ erschienen ist.
SAAT: Sie engagieren sich ehrenamtlich in der Kirche. Was motiviert Sie persönlich?
Gerhild Herrgesell: Ich finde es spannend, mitwirken und mich einbringen zu können. Aufgaben zu übernehmen, mein Know-how zur Verfügung zu stellen und zu erleben, dass diese Kenntnisse gebraucht werden und weiterhelfen.
Ihre Worte könnten sicher auch andere zur kirchlichen Mitarbeit motivieren …
Es gibt so viele Menschen mit hervorragenden Kontakten und Kenntnissen. Ihre Fähigkeiten werden gebraucht und sie können sie für begrenzte Zeit zur Verfügung stellen. Das alles für eine Organisation wie die Kirche, die sich dezidiert einsetzt für eine bessere Welt und ihre Stimme erhebt gegen Ungerechtigkeit, für Frieden und die Bewahrung der Schöpfung. Die Gesellschaft braucht die Kirche.
Was ist die Aufgabe von PresbyterInnen und GemeindevertreterInnen?
Die Aufgaben sind vielfältig: geistliche und organisatorische Leitung der Gemeindearbeit in Kooperation mit dem Pfarrer/der Pfarrerin sowie den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden. Dazu die Verwaltung der Pfarrgemeinde in Bezug auf Personal, Immobilien und Finanzen. Steht in der Pfarrgemeinde die Wahl einer neuen Pfarrerin oder eines neuen Pfarrers an, so hat das Presbyterium diese Wahl zu leiten.
Eine Periode dauert sechs Jahre. Das ist lang für ein ehrenamtliches Engagement.
Ja, das ist uns bewusst, sechs Jahre sind in der heutigen Zeit durchaus lang. Daher wird diese Zeitspanne gerade in den zuständigen Gremien diskutiert.
Wie wollen Sie zu den Gemeindevertretungswahlen motivieren?
Wir stellen auf evang.at/wahlen wieder Textbausteine für Gemeindezeitungen zur Verfügung, das Werk für Evangelisation und Gemeindeaufbau wird eine Präsentation zum Download vorbereiten, die bei Veranstaltungen verwendet werden kann. Die Evangelische Jugend wird Workshops speziell für junge Menschen anbieten, via Social Media wird geworben. Weitere Ideen sind herzlich willkommen!
Gibt es die Möglichkeit der Briefwahl?
Ja, und sie wurde vereinfacht: Die Gemeindevertretung muss beschließen, dass sie die allgemeine Briefwahl in ihrer Gemeinde möchte, dann ist der Weg frei.
Woher weiß man eigentlich, welche Wünsche, Bedürfnisse und Anregungen Ehrenamtliche haben?
Im Zusammenhang mit dem Fortbildungsangebot „Ehrenamt mit Leidenschaft“ haben wir vor einigen Jahren eine große Umfrage gemacht. Da ist klar herausgekommen: Die Menschen möchten Unterstützung auf Gebieten wie Leitungskompetenz, Teamarbeit oder bei rechtlichen Themen. Die vier Module im Rahmen von „Ehrenamt mit Leidenschaft“ (Anm.d.Red.: siehe eundg.at) machen fit für das Amt in der Gemeindevertretung. Das ist im Hinblick auf die Wahlen und das Amt eine sehr gute Unterstützung.
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