Diakonie fordert politische Maßnahmen für inklusive Bildung
Moser nach UN-Bericht: Elementar- und Schulbildung als “Schlüssel zur Integration in den Arbeitsmarkt”
Wien (epdÖ) – Die Diakonie sieht sich durch eine aktuelle UN-Studie in ihrem Bemühen um mehr inklusive Bildung in Österreich bestätigt. Demnach weist das Prüfergebnis des UN-Fachausschusses zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen für Österreich eine unzulängliche Inklusion im Bildungsbereich aus. Die österreichische Praxis wird darin als „mangelhaft“ bewertet und stößt wegen „eklatanter Versäumnisse“ seitens der Politik auf massive Kritik.
Bereits mehrfach hatte die Diakonie kritisiert, dass der Nationale Aktionsplan „mehr Rückschritte als sinnvolle Strategien für die Zukunft enthält und Kindern mit Behinderungen ihre gleichen Chancen vorenthält“, erklärte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser in einer Aussendung am 29. August.
Der Befund der Hilfsorganisation sei nun „offiziell und umso tragischer“, betonte Moser. Die Mängel im Nationalen Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention 2022-2030 kritisiere man schon lange. Im Schuljahr 2021/22 besuchten laut Statistik Austria 29.851 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf eine allgemeinbildende Pflichtschule. 63 Prozent von ihnen nahmen am Unterricht im Rahmen einer Integrationsklasse teil, 36 Prozent besuchten eine Sonderschule. Mit dem Ende der Pflichtschule sei für sie jedoch die Inklusion in Österreich kaum mehr möglich. Gesetzlich ist der Schulbesuch nach der Pflichtschule nicht vorgesehen und findet, wenn überhaupt, im Rahmen von Schulversuchen statt.
In zwei Schulen biete die Diakonie die Möglichkeit eines inklusiven Oberstufen-Besuchs an. Für diese Schulen fehle aber weiterhin die gesetzliche Grundlage und damit die Sicherheit für die Fortführung. „Als Diakonie fordern wir deshalb seit Jahren den Rechtsanspruch auf ein 11. und 12. Schuljahr für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf“, unterstrich Direktorin Moser in der Aussendung. Nur so könne die Chancengleichheit erhöht werden, die notwendig ist, um die individuellen Entwicklungsmöglichkeiten zu stärken.
Die Integration von Menschen mit Behinderung in den regulären Arbeitsmarkt sei ein zentrales Anliegen der Diakonie. „Bei der Integration im Erwachsenenalter anzusetzen, ist allerdings zu spät“, betont Moser. Erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt hänge auch davon ab, wie Menschen mit Behinderung als Kinder und Jugendliche gefördert wurden. „Deshalb ist gelingende Elementar- und Schulbildung ein Schlüssel auch zur Integration in den Arbeitsmarkt“, so die Diakonie-Direktorin hervor.
Um die Inklusion von Beginn an zu ermöglichen, fordert die Diakonie deshalb ein verpflichtendes Kindergartenjahr auch für Kinder mit Behinderungen, die verbesserte inklusive Nachmittagsbetreuung sowie die Weiterführung der schulischen Karriere von Kindern mit Behinderung nach der 9. Schulstufe. Diese Maßnahmen könnten der Diakonie zufolge nur ermöglicht werden, wenn die Politik den nötigen Ausbau und eine leichtere Verfügbarkeit von Assistenzkräften und Unterstützungsangeboten forciert. Die Politik müsse jetzt handeln, denn es sei „höchste Zeit für inklusive Bildung auf allen Ebenen – vom Kindergarten bis zur Uni“, so Moser.