Der gemeinsame Weg
Michael Chalupka über die Synode einer demokratischen Kirche
Die Evangelische Kirche hat keinen Papst. Sie hat viele Päpste. Martin Luther hat das so formuliert: „Was aus der Taufe gekrochen ist, das mag sich rühmen, dass es schon Priester, Bischof und Papst geweiht sei.“ In den Evangelischen Kirchen gibt es kein geweihtes Priesteramt. Jede und jeder Getaufte ist in ihrer bzw. seiner Würde vor Gott gleich. Das allgemeine Priestertum aller Gläubigen zeigt sich auch in der Leitung der Kirche. Alle Mitglieder der Kirche sind in der Synode, dem Leitungsgremium, repräsentiert. Frauen und Männer, Alte und Junge, alle Menschen, die die Kirche ausmachen. So sollte es zumindest sein. Deshalb hat die lutherische Kirche bei ihrer Synode, die gerade in Villach tagt, beschlossen, dass junge Menschen stärker mitbestimmen sollen.
Eine demokratische Kirche ist nie am Ziel. Der Theologe Johannes Dantine hat einmal gesagt: „Wahre Kirche wird leiden. Sie wird an sich selber leiden, an ihrer Wirklichkeit, an der nie aufhörenden Differenz zwischen Sollen und Sein.“ Deshalb kann es in einer Synode durchaus heftig und streitbar zugehen.
Synoden sind Stückwerk. Sie sind Suchbewegungen, wie die Kirche ihrem Auftrag, die Frohe Botschaft zu verkünden und Hoffnung in düsteren Zeiten zu schenken, treu bleiben kann. Bei aller Frustration für den Durchsetzungswillen Einzelner, die sie mit sich bringen, sind sie der Evangelischen Kirche ein großer Segen geworden.