Entgegen aller Versprechen Karfreitag als Feiertag genommen
Evangelisch-lutherischer Bischof über Hintergründe der Debatte um den Karfreitag
Evangelisch-lutherischer Bischof über Hintergründe der Debatte um den Karfreitag
Wien (epdÖ) – Während im Nationalrat die neue Karfreitagsregelung auf der Tagesordnung steht, nimmt der evangelisch-lutherische Bischof im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst zum Hintergrund der heftigen Debatte um den Karfreitag Stellung. Auch wenn die neue Regelung mit dem „persönlichen Feiertag“ positive Aspekte enthalte – sie sei diskriminierungsfrei und auch der sehr umstrittene „halbe Feiertag vom Tisch“ – bleibe dennoch das Fazit, dass „entgegen aller Versprechen der Bundesregierung den Evangelischen der Karfreitag als Feiertag genommen wurde“.
„Wir haben praktikable Lösungen vorgeschlagen, die dem Versprechen und dem EuGH-Urteil entsprochen hätten“, schildert Bünker am Vormittag des 27. Februars: Zum einen den Karfreitag als ganzen Feiertag für alle, zum anderen einen zusätzlichen flexiblen freien Tag. „Beides wurde zurückgewiesen“, so der Bischof. Stattdessen lag seit 19. Februar die Variante mit dem halben Feiertag ab 14.00 Uhr für alle vor. Gegen diese Variante habe sich laute Kritik von vielen Seiten erhoben. Bünker: „Für uns hätte sie einen massiven Eingriff in die Religionsausübungsrechte bedeutet, weil Gottesdienste am Vormittag erschwert und an vielen Orten auch unmöglich gemacht worden wären.“ Diese Regelung hätte „unsere gewachsene Gottesdienstkultur schwer beschädigt, wenn nicht zerschlagen“, daher sei von der Evangelischen Kirche auch massiver Einspruch dagegen gekommen. In einer Online-Petition haben sich in kurzer Zeit mehr als 25.000 Menschen gegen diese Lösung ausgesprochen.
Am Montag, 25. Februar, begannen intensive Gespräche der Regierungskoordinatoren mit Bünker, dem Generalsekretär der katholischen Bischofskonferenz, Peter Schipka, und anderen Beteiligten. „Ich habe mich in diesen Gesprächen stark gemacht für den Karfreitag als Feiertag im Austausch gegen den Pfingstmontag und bin mit diesem Vorschlag alleine geblieben“, erzählt der Bischof. Leider sei angesichts des Zeitdrucks der von ihm auch eingebrachte Vorschlag, sich für ausführliche Gespräche mit allen Beteiligten ausreichend Zeit zu nehmen, nicht aufgenommen worden. „Dies ist umso bedauerlicher, da das unsere in den Evangelischen Kirchen gepflegten demokratischen Kultur zuwiderläuft“, meint der Bischof.
Der Ausgang des Gesprächs wurde am Dienstag, 26. Februar mittags veröffentlicht. „Somit konnte nur das Schlimmste verhindert werden“, sagt Bünker im Rückblick. Dass die für die Evangelischen inakzeptable Lösung mit dem halben Feiertag, die eine Zerschlagung der Gottesdienstkultur am Karfreitag bedeutet hätte, vom Tisch war, „hat bei mir zunächst Erleichterung ausgelöst“. Allerdings sei der flexible Feiertag, den jeder und jede selbst bestimmen und in Anspruch nehmen kann, kein zusätzlicher freier Tag, sondern muss aus dem bestehenden Urlaubsanspruch genommen werden. „Hier wurde den Interessen der Wirtschaft nachgegeben“, konstatiert der Bischof. Dass den Evangelischen ein bisher freier Tag genommen werde, werfe auch ein Licht darauf, „wie mit den Interessen religiöser Minderheiten in Österreich derzeit umgegangen wird“.
Text: Evangelischer Pressedienst Österreich
Foto: epd/Uschmann