„Auf die Situation von Frauen weltweit aufmerksam machen“
Oberkirchenrätin Ingrid Bachler im Ö1-Zwischenruf zum Internationalen Frauentag
Wien (epdÖ) – An Bedeutung und Ursprung des Internationalen Frauentags hat die evangelische Oberkirchenrätin Ingrid Bachler erinnert. „Bis heute ist es wichtig, dass der Internationale Frauentag auf die Situation von Frauen weltweit aufmerksam macht“, unterstrich die Oberkirchenrätin in der Ö1-Sendung „Zwischenruf“ am Sonntag, 5. März.
Die Tradition des Internationalen Frauentages geht auf die Arbeiterinnenbewegung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert zurück. „Die Kämpfe der Frauen richteten sich damals gegen unzumutbare Wohn- und Lebensbedingungen und gegen die Ausbeutung als Fabrikarbeiterinnen unter menschenunwürdigen Bedingungen“, erklärte Bachler. Der erste Internationale Frauentag fand am 19. März 1911 in Dänemark, Deutschland, Österreich, der Schweiz und den USA statt, „Millionen von Frauen beteiligten sich und sangen ihre Kampfeslieder“.
In der Sendung kommt die Oberkirchenrätin, die in der evangelischen Kirchenleitung den Personalbereich verantwortet, auf die Situation von Pfarrerinnen in Ost- und Südeuropa zu sprechen. Eine Veranstaltung in Wien, die die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) organisiert hatte bot dazu Raum für den Austausch. „Karina aus Polen berichtete, dass sie erst vor 3 Monaten zusammen mit anderen Frauen ordiniert wurde, obwohl sie alle den Dienst schon seit Jahren ausüben. Nun ist sie in der paradoxen Situation, dass sie plötzlich als Auszubildende gilt und einen jungen Kollegen als Vorgesetzten bekommen hat, der sich mit der Aufgabe überfordert fühlt. Eva aus der Slowakei erzählte, dass es immer viel Überwindung kostet, sich in den männlich dominierten kirchlichen Gremien Gehör zu verschaffen“, sagte Bachler, die auch dem Rat der GEKE angehört. Diskutiert wurde bei dem Treffen auch, wann es in diesen Kirchen Bischöfinnen geben wird. „Manchmal frage ich mich, was es in Österreich früher geben wird: eine Bischöfin in der lutherischen evangelischen Kirche oder eine Dirigentin beim Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker“, so Bachler im „Zwischenruf“.
„Wir wollen Brot, aber auch Rosen“, schrieben die Frauen vor über 100 Jahren auf ihre Fahnen. „Brot steht für das, was sie zum Leben brauchen, oder besser zum Überleben. Aber das ist zu wenig“, betont Bachler. Es gehe darum: „Was mich nährt und glücklich macht. Das Leben ist mehr als ‚Arbeit, Schweiß und Bauch‘, ‚Schönheit, Liebe, Kunst‘ gehören auch dazu“, so die Oberkirchenrätin, denn auch die Bibel wusste schon: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“