Arm und Reich
Michael Chalupka über Beschenktsein und Schenken
„Arme wird es immer bei euch geben,“ hat Jesus gesagt. Und wir könnten ergänzen: Und auch Reiche wird es immer geben. Aber das meint nicht, dass Armut und Reichtum gottgegeben und unveränderbar sind. Es ist einfach eine Zustandsbeschreibung der Welt, wie wir sie vorfinden. Es gibt Arme und Reiche. Die einen schämen sich dafür, die anderen zeigen, was sie besitzen.
Auch der Apostel Paulus hatte mit Armen und Reichen zu tun. Den Reichen in der Gemeinde in Korinth hat er ihren Reichtum nicht vorgeworfen. Er hat ihnen aber einen Satz mitgegeben, über den sie nachdenken sollten: „Was hast du, das du nicht empfangen hättest?“
Niemand ist seines Glückes Schmied allein. Niemand kann etwas dafür, in welche glücklichen oder weniger glücklichen Umstände er oder sie hineingeboren wurde. Das Leben ist ein Geschenk. „Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?“ setzt Paulus fort. Wer vom Leben reich beschenkt wurde, solle nicht so tun, als ob alles, was ihm zugeflogen ist, auf seinem eigenen Verdienst beruhen würde. Das ist es, was Paulus von den Reichen fordert, zu erkennen, dass sie zu den Beschenkten gehören.
Diese Einsicht hat Folgen. „Gott beschenkt uns, damit wir im Rahmen unserer Möglichkeiten selber Schenkende werden können.“ Das gilt in unterschiedlichem Maße, doch es gilt für alle, nach unseren Möglichkeiten. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.