500 Jahre und 1 Fest – Tausende feierten am Rathausplatz

„Reformation bewegt“ – Bilder unter foto.evang.at

 
von Evangelischer Pressedienst
Reformation bewegt - und mehrere tausend Menschen feiern mit. Im Bild Bischof Michael Bünker mit Moderatorin Daniela Philipp und Moderator Gerald Gross bei der Eröffnung. Foto: epd/C. Husar
Reformation bewegt - und mehrere tausend Menschen feiern mit. Im Bild Bischof Michael Bünker mit Moderatorin Daniela Philipp und Moderator Gerald Gross bei der Eröffnung. Foto: epd/C. Husar

„Reformation bewegt“ – Bilder unter foto.evang.at

Wien (epdÖ) – „Reformation bewegt. Seit 500 Jahren, und auch heute.“ Mit diesen Worten eröffnete am Samstagmittag, 30. September, Bischof Michael Bünker das große Fest zum 500-jährigen Reformationsjubiläum am Wiener Rathausplatz. Das Fest war der gesamtösterreichische Höhepunkt im Jahr des Reformationsjubiläums. Mehrere Tausend Menschen aus allen Teilen Österreichs feierten mit.

„Reformation als gesamtgesellschaftlicher Aufbruch ist auch heute noch wichtig“, so der Bischof weiter. „Was wir brauchen, sind Mut und Zuversicht. Und das wollen wir mit diesem großen und öffentlichen Fest zum Ausdruck bringen.“ Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther mit seinen 95 Thesen zur Veränderung der Kirche einen Umbruch ausgelöst, der alle Bereiche der Gesellschaft betraf. Die drei Evangelischen Kirchen in Österreich – die lutherische, die reformierte und die methodistische Kirche – feiern dieses Ereignis gemeinsam und konfessionsübergreifend.

Thomas Hennefeld, Landessuperintendent der Evangelisch-reformierten Kirche, schlug wie Bünker den Bogen von der Vergangenheit zu Gegenwart und Zukunft: „Die Reformation hat wichtige Impulse gegeben, z.B. für die Demokratisierung und die Entwicklung der Menschenrechte. Auch heute leben wir in bewegten Zeiten. Wir wollen als Evangelische Kirchen auch heute etwas bewegen.“ Das Fest am Rathausplatz wolle brennende Fragen der Gegenwart aufgreifen und zur Auseinandersetzung damit anregen.

Der evangelisch-methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs blickte konkret auf die Schwerpunkte des Fests: „Reformation bewegt uns auch heute dazu, Verantwortung zu übernehmen. Die Themenblöcke des Fests – Friede, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung – zeigen, in welchen Bereichen wir als Kirchen Verantwortung übernehmen wollen.“

Musikalisch eröffneten das große Fest Fanfarenklänge der Vereinigten Evangelischen Bläserchöre. 120 Blechbläser aus verschiedenen Teilen Österreichs, Deutschlands und Ungars hatten sich hierfür zusammengefunden.

Der erste Themenblock „Bewahrung der Schöpfung“ folgte spektakulär mit der Präsentation eines „Reformobils“ – einer fünf Meter langen und sieben Meter hohen Zeitmaschine, die von Kindern und Jugendlichen aus 23 evangelischen Schulen in Wien und Niederösterreich zusammengebaut worden war. Das Reformobil, das über Pedale angetrieben vor die Bühne gerollt kam, ist das Ergebnis einer intensiven Auseinandersetzung der Schüler und Schülerinnen mit Fragen des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit. Präsentiert wurde das Projekt von Pfarrerin Maria Katharina Moser, die gemeinsam mit Bildungsstadtrat Jürgen Czernohorszky kräftig in die Pedale trat, um das Reformobil durch die volle Menschenmenge vor die Bühne zu bewegen. Musikalisch unterstützten den Auftritt des Reformobils Chöre und Ensembles des Wimmer Gymnasiums in Oberschützen.

In einer Videobotschaft richtete sich der deutsche EU-Parlamentarier und Leiter der Koordinierungsgruppe der „European Christian Convention“, Sven Giegold, an das Publikum. Als einer von vier „Mutmachern und Mutmacherinnen“ appellierte Giegold an die zivilgesellschaftliche Verantwortung in Fragen der Bewahrung der Schöpfung: „Die Bewahrung der Schöpfung ist die große soziale Frage unserer Zeit. Die Welt schrumpft, wächst zusammen. Wir müssen uns gemeinsam als Zivilgesellschaft engagieren, dass die Interessen des Gemeinwohls immer an erster Stelle stehen.“

Dichtes Programm bis in die späten Abendstunden

Im Laufe des Nachmittags folgten auf dem Fest, das als „Green Event“ zertifiziert wurde, die Themenblöcke „Gerechtigkeit“ und „Frieden“. Zum Thema Gerechtigkeit sprachen Thomas Korbun, Vorstandsvorsitzender von SOS Méditerranée Deutschland, und die palästinensische Friedensvermittlerin Sumaya Farhat-Naser.

Einer der Höhepunkte war der Auftritt der liberianischen Friedensnobelpreisträgerin Leymah Gbowee, die sich eine „Reformation für mehr Menschlichkeit“ wünschte. Gbowee hatte in ihrer westafrikanischen Heimat sowohl christliche als auch muslimische Frauen mobilisiert, um sich für die Beendigung des langjährigen Bürgerkriegs zu engagieren.

Zwischen den Bühnengesprächen wurde eine LKW-Konzertorgel auf Zuruf des Publikums aktiv; der Liedermacher Reinhard Horn brachte einen großen Kinderchor auf die Bühne, der Kabarettist Jörg Martin Willnauer konfrontierte die Gäste mit gezielten Provokationen. An 19 Stationen im Rathauspark warteten Spiele, Abenteuer und Experimente auf Kinder und Jugendliche. In 38 Pagoden informierten evangelische Einrichtungen über ihre Aktivitäten. Rund 1000 Personen wirkten insgesamt an der Veranstaltung mit.

Um 19.30 Uhr eröffnet Schauspieler und Regisseur Karl Markovics das musikalische Abendprogramm, in dem er Beiträge zu den Themen Glück, Freiheit und Mut brachte. Unter dem Titel „Sound of Heaven“ waren am Abend unterschiedliche Musikstile bekannter Formationen zu hören. Darauf folgte kurz vor 22.00 Uhr das „Gloria“ von Enjott Schneider, ein Stück für Chor – dieser Part wurde von der Grazer Evangelischen Kantorei übernommen – und Walgesang, bevor drei Schülerinnen abschließende Segensworte sprachen.

Bilder vom großen Fest am Rathausplatz finden Sie laufend auf foto.evang.at

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